Gegen Leerstand ist ein Kraut gewachsen

18.03.2015

Kaum eine Region, in der nicht über Leerstand in Kleinstädten geklagt wird. Mit Leerstands-Management kann mit staatlicher Unterstützung dagegen gehalten werden. Aber meist scheitern diese Bemühungen am fehlenden Mut für solche visionäre Lösungen oder aber am Zugriff auf die Immobilien. Einen völlig neuen Weg hat nun Bad Münstereifel – eine Kleinstadt mit 19.000 Einwohnern, 40 Autominuten von Köln entfernt – beschritten.

Neues Leben in alten Gemäuern

Mit dem Ausbleiben der Kurgäste nach der Gesundheitsreform begann diese Entwicklung, ein Hotel nach dem anderen musste schließen und diese Dynamik machte nicht vor dem Handel Halt. 40 geschlossene Läden, dazu vernagelte Hotels und aufgegebene Gastronomie haben einen verheerenden Eindruck hinterlassen!

Die Wende in Bad Münstereifel kam mit einem Outlet-Konzept, aber nicht auf der grünen Wiese vor der Stadt, nein mit einem City-Outlet, das im August 2014 eröffnet wurde. 40 Fashion- und Lifestyle-Marken bieten nun Erlebniseinkauf auf 12.000 qm mitten im historischen und denkmalgeschützten  Stadtkern von Bad Münstereifel. Neben diesen zum City-Outlet gehörenden Läden gibt es dazwischen weiterhin Einzel- und Fachhandel, die von dieser Entwicklung profitieren. Der Leerstand ist verschwunden, die Stadt beginnt wieder zu atmen. Diese großartige Entwicklung war nur möglich, weil drei ortsansässige Unternehmer das Risiko eines Millionen-Projektes nicht gescheut haben. Und der Erfolg gibt Ihnen Recht. So hat sich Thomas Bergs, Chef von Bugatti Deutschland überrascht vom Besucherandrang in seinem Shop gezeigt: „Wir liegen mit unseren Umsätzen deutlich über den Erwartungen." Die Manager der Betreibergesellschaft (www.cityoutletbadmuenstereifel.com) erwarten etwa 1 Million zusätzliche Besucher pro Jahr in dem Eifelstädtchen, immerhin waren es im März bereits weit über 500.000 zusätzliche potenzielle Kunden, welche dieses authentische Einkaufserlebnis in einer historischen Altstadt genutzt haben.

Das Konzept kann auch neu entstehenden Leerstand sofort schließen

Der Charme des Projekts liegt nicht nur darin, dass die Altstadt jenseits öffentlicher Mittel revitalisiert wurde, dass 250 neue Arbeitsplätze entstanden sind und dass jedes auch jetzt noch frei werdende Geschäft sofort wieder neue belegt werden kann, sondern dass das Damoklesschwert des Denkmalschutzes aus der alleinigen Verantwortung der Stadt gewichen ist. Denn die wieder genutzten Leerstände sind alle aufwendig und sehr sensibel saniert worden. Die Zugehörigkeit zum City Outlet Bad Münstereifel wird nur sehr behutsam, aber dadurch nicht weniger wirkungsvoll durch eine einheitliche Gestaltung der Ladenausleger und der Ladenmarkisen kommuniziert. Aber selbst diese Gestaltungsvorgabe zeigt ihre Wirkung, da jetzt auch die verbliebenen Traditionsgeschäfte beginnen, ihr eigenes Außenmarketing konstruktiv zu überdenken. Selten hat man eine solche Win-Win-Situation wie hier.

FUTOUR Regionalberatung sieht sich in seinen eigenen Bemühungen im Rahmen von Stadtentwicklungskonzepten um die Aufwertung bedrohter Innenstädte bestätigt. Selbst in Zeiten des boomenden Internethandels haben Fachgeschäfte und Einzelhandel im Kern unserer Städte und Gemeinden eine Zukunftsperspektive. Voraussetzung ist allerdings, dass auf kommunaler Ebene der Mut zu Stadtentwicklung vorhanden ist, dass vorhandene meist externe Fachkompetenz genutzt wird und dass ggf. dabei auch interkommunale Lösungen akzeptiert werden.

Kontakt: Dieter Popp