Wässerwiesen als Immaterielles Kulturerbe
15.12.2023
Die Besonderheit traditioneller Landnutzungsformen
Bei zahlreichen FUTOUR-Projekten zur ländlichen Entwicklung stellen traditionelle Landnutzungsformen eine Besonderheit dar, die aber oftmals aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen nicht dauerhaft aufrechterhalten werden können. Ganz anders bei den Wässerwiesen, die jetzt von der UNESCO in die „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes" aufgenommen wurden.
Sie stellen damit ein lebendiges Beispiel für die Erhaltung eines Gleichgewichts zwischen Natur und Mensch im Sinne nachhaltiger Nutzung dar. Möglich wurde dies durch einen gemeinsamen Antrag von Belgien, Niederlande, Luxemburg, Italien, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Aus Deutschland hatten sich das Forchheimer Land (Flusssysteme der Rednitz, Regnitz und Wiesent in Franken) sowie das Gewässersystem der Queich, Pfälzerwald, Rheinland-Pfalz) beteiligt.
Bei den Wässerwiesen wird durch jahrhundertealte Kulturtechniken das Wasser aus Flüssen, Bächen oder Kanälen durch die einfache Nutzung der Schwerkraft auf Felder und Wiesen umgeleitet, um den Böden die notwendige Bodenfeuchtigkeit zu bieten. Da hierfür nicht nur eine ausgefeilte – und regional sehr unterschiedlich ausgeprägte – Kulturtechnik notwendig ist, sondern auch eine gerechte Verteilung dieses Wassers an die mitunter über 100 Eigentümer solcher Wiesenflächen erforderlich wird, sind hier traditionelle Verteilmechanismen entstanden, die oftmals von Generation zu Generation weitergegeben wurden.
Beides hat nun dazu geführt, dass mit der UNESCO-Anerkennung diese Form der nachhaltigen Kulturtechnik eine besondere internationale Würdigung gefunden hat und nun stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden kann. In Zeiten zunehmender Trockensommer und der Notwendigkeit zu vorsorgendem Wassermanagement sind solche Formen der Wasserrückhaltung in der Fläche, die zudem noch ohne einen Energie-Input möglich werden, ein Glücksfall für die betreffenden Regionen. Denn es werden die Synergien von Klima-, Umwelt- und Naturschutz mit den Erfordernissen einer nachhaltigen Landwirtschaft sowie dem Tourismus (Alleinstellungswert) verbunden.
FUTOUR ist bei zahllosen Projekten immer wieder auf diese Bewässerungsformen gestoßen und hat jeweils dazu ermuntert, diese stärker zu fördern und auch der Nachwelt zu erhalten. Das war u.a. im Vinschgau (das Waalsystem zur Bewässerung dieses Trockentals), im südlichen Schwarzwald mit den dortigen Wuhren (Hotzenwald), an der Jossa im Spessart, im Bliesgau (Saarland), den Rieselwiesen im Siegerland, im Dahner Felsenland mit der Queich oder jüngst im Luxemburger Ösling (Fléize, die fischgrätenartigen Bewässerungsgräben) der Fall. Überall dort, wo man diese Kulturtechniken noch funktionsfähig bewahrt hat, können diese nun von dieser internationalen Wertschätzung durch die Weltkulturorganisation profitieren.
Kontakt: Dieter Popp