Hecken als Kohlenstoffspeicher

27.10.2022

Integrierte Ländliche Entwicklung mit FUTOUR

Galten Hecken bisher vor allem als landschaftsgliedernde Elemente für die Biodiversität, mitunter auch als Rohstoff- und Nahrungslieferant, die zudem einen positiven Beitrag zur attraktiven Landschaftsbildausstattung leisten, rücken nun vor allem dessen Leistungen als Kohlenstoffspeicher in das öffentliche Interesse.

Hecken im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Seit 1950 sind etwa 50 % aller Hecken in Deutschland vor allem den vielfältigen Flurbereinigungsmaßnahmen zum Opfer gefallen, stellenweise sogar bis zu 90 %. Heute schätzt die Bundesregierung noch einen Bestand von 50.000 ha, also etwa 0,3 % der Agrarfläche. Wie in etlichen anderen Bereichen auch – etwa der Bachbegradigung – hat man die Fehler der Vergangenheit erkannt und es werden jetzt Programme zur Hecken-Neubegründung und Heckenpflege aufgelegt. Allein, es fehlen dazu meist die hierfür verfügbaren Flächen. Nun hat das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz herausgefunden, dass neben den bisher bekannten positiven Funktionen der Hecken eine weitere – sehr schwerwiegende – hinzukommt. Denn Hecken binden überschüssigen Stickstoff und speichern Kohlenstoff. Während die Wissenschaftler:innen auf einem Quadratmeter Heckenfläche über 70 verschiedene Pflanzenarten zählten, die ihrerseits Nahrungsgrundlage unzähliger Tierarten, Insekten und Bodenlebewesen bilden, hat sich die pflanzliche Biomasse (Wurzeln, Stämme, Zweige und Blätter) auf dieser Fläche für mehr als 80 % des Kohlenstoffspeicherpotenzials der Hecken herausgestellt, während der Humusgehalt des Bodens die weiteren 20 % ausmacht. Im Durchschnitt speichern daher Hecken pro Quadratmeter ähnlich viel Kohlenstoff wie Wälder. Das vermögen die Hecken trotz ihres geringeren Höhenwuchses und deutlich geringerer Aststärken vor allem durch ihre optimale Sonnenoptimierung zu erreichen. Dabei optimieren bestimmte Gehölzarten, wie z.B. die Haselnuss diese Speicherwirkung vor allem durch ihr enormes Wurzelpotenzial. Das Thünen-Institut hat daher festgestellt, dass – unter Einrechnung all der anderen ökologischen Funktionen – im ackerbaulich genutzten Bereich mit keiner anderen Maßnahme auf so kleiner Fläche so viele positive Effekte zu erzielen sind.

Hecken im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Es ist daher in Zeiten der dramatischen Klimaveränderungen notwendig, dass Hecken auch gesellschaftspolitisch neu gedacht werden müssen. Denn wenn Bodenschutz, Humusbildung und Kohlenstoffspeicherung immer wichtiger werden, dann wird das multifunktionale pflanzenbauliche Potenzial der Hecken auch im Emissionsinventar für die landwirtschaftlichen Betriebe noch bedeutsamer, als es dies bisher schon gewesen ist.
Mit dem Projekt „Klima-Landwirtschaft“ wollen nun die Kommunen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in einem Pilotprojekt mit dem Triesdorfer Fachzentrum für Energie und Landtechnik Unternehmen, die eine Kompensation für ihr Umweltbelastung benötigen und Landwirtschaftende zusammenzubringen. Über die von FUTOUR begleitete Integrierte Ländliche Entwicklung wird dieser Ansatz unterstützt, bei dem es dann darum gehen wird, landwirtschaftliche Betriebe finanziell zu unterstützen, welche für diese am Markt bisher nicht honorierten klimaverbessernden Leistungen dann eine finanzielle Unterstützung erhalten.

Kontakt: Dieter Popp