Familienferienpark am Brombachsee

10.06.2021

Bereits vor Genehmigungsverfahren ausgebremst

Am Brombachsee sollte auf einem militärisch-industriellem Komplex mit erheblichen Bodenaltlasten als siebter deutscher Standort „Center Parcs Fränkisches Seenland“ entstehen. Geplant war mit 360 Mio EUR Investitionssumme der erste klimaneutrale und auch barrierefreie Familienferienpark Deutschlands mit etwa 800 Häusern für rund 235.000 Gäste je Jahr.

Brombachsee im Fränkischen Seenland

Das wären bei einer durchschnittlich auf 4,1 Tage kalkulierten Buchung etwa 960.000 Aufenthaltstage gewesen. Die attraktive Zahl der gewerblichen Übernachtungen wäre auf 1,65 Mio. gestiegen, die Gesamtaufenthaltstage der Destination von 7,32 auf dann 8,28 Mio. überschaubar angewachsen. Der Verlust von etwas mehr als 4.000 Betten im Privatzimmerbereich der letzten 10 Jahre hätte vollständig – aber auf einem deutlich höheren Umsatzniveau – kompensiert werden können.

Nach den Erfahrungen an den anderen sechs deutschen Center Parcs-Standorten war mit erheblichen Zuwächsen im Bereich der Gastronomie, des Einzelhandels, der Freizeit- und sonstigen Dienstleistungseinrichtungen zu rechnen. Die Direktvermarkter der Umgebung hatten auf einen täglich angebotenen regionalen Bauernmarkt gehofft, Slow Food-Gastronomen auf einen attraktiven Partner. Die vor allem durch den Tagestourismus bereits bestehenden massiven Verkehrsbelastungen werden – ohne Unterstützung durch den Ferienpark – politisch nie eine Chance für entlastende Maßnahmen erhalten. Nur mit dem Ferienpark als bedeutendem Wirtschaftsfaktor wäre dies möglich geworden. Aber auch diese Chance wurde nun leichtfertig vertan. Vor allem aber hätte das Fränkische Seenland mit einem autofreien Ferienpark und dessen Marketing seinen bislang unterdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad national deutlich verbessern können.

Das militärisch seit über 8 Jahrzehnten abgeriegelte und in dieser Zeit vorwiegend als Munitions- und Treibstofflager, aber auch zur Aufmunitionierung genutzte Gelände war mit rund 250 Gebäuden, Hallen und Bunkern sowie 22 km Straßen intensiv genutzt. Es ist in dieser Zeit auf den rund 150 ha ein Wald – auch aus militärischen Tarnungsgründen – entstanden, der aufgrund seiner wenig naturnahen Baumartenzusammensetzung zu einem klimastabilen Wald hätte umgebaut werden müssen. Neben der kompletten Dekontaminierung hätte Center Parcs auch alle diese massiven Überbauungen entsorgt, so dass am Ende lediglich eine Mehr-Versiegelung von 3 ha verblieben und natürlich kompensiert worden wären. Das komplette Entsiegelungsmaterial wäre für Gebäude und Straßen wiederverwendet worden und das auf dem Gelände bei der Dekontaminierung und Überbauung durch die notwendigen Rodungen gewonnene Holz sollte Rohstoffgrundlage der 800 Ferienhäuser werden.
Rund 95 ha Wald wären erhalten geblieben, weitere rund 45 ha wären einer Wiederbewaldung mit heimischen Baumarten zugeführt und aus der Nutzung genommen worden. Hier sollte ein Naturwald entstehen. Vor allem aber wäre das komplette Gelände auch für die Öffentlichkeit zugänglich geworden, die es ja seit 1935 nicht mehr betreten durfte.

FUTOUR war mit einer Vorstudie über die tourismusökonomischen Auswirkungen beauftragt. Daneben wurden Gutachten zur Kampfstoffmittelbelastung der Böden, zur Energieversorgung, zur Verkehrssituation, zur Wasserver- und zur Abwasserentsorgung sowie Umweltgutachten zu den pflanzen- und tierökologischen Auswirkungen in Auftrag gegeben. Bis etwa Herbst 2021 sollten diese Gutachten vollständig vorliegen und damit erstmals die Möglichkeit eröffnen, die mit dem Vorhaben verbundenen Vor- und Nachteile abzuwägen.

Dies hat eine Bürgerinitiative zusammen mit dem Bund Naturschutz verhindert, indem sie mittels eines Bürgerbegehrens die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gesetzlich garantierte Bürgerbeteiligung durch einen knappen Mehrheitsentscheid verhindert hat. Ein in der Geschichte der Bürgerbeteiligung in Deutschland einmaliger Vorgang, dem leider auch die Medien nicht die ihrer „Wächter-Funktion“ angemessene Beachtung geschenkt haben. Noch bevor die interessierten Bürger und vor allem die an ortsnahen Arbeitsplätzen interessierte Jugend auch nur den Hauch einer Chance bekamen, über erst dann komplett vorliegende Gutachten eine objektive Entscheidung und Bewertung treffen zu können, wurde diese ja nach wie vor völlig ergebnisoffene Diskussion vorzeitig ausgehebelt und damit beendet!

Als Ergebnis bleiben nun 150 ha Wald weiter verschlossen und werden nicht dekontaminiert, verbleiben der Destination weiter alle Probleme eines Tagestourismus mit enormen Verkehrs-und Müllproblemen, gibt es keine Perspektiven zum Ausbau gewerblicher Übernachtungsangebote und damit regionaler Wertschöpfung und wird die Region sich zunehmend als Naherholungsraum des Ballungsraums Nürnberg statt einer Arbeits- und Ausbildungsplätze garantierenden Urlaubsregion etablieren. Der Jugend dieser Region wurde eine interessante Zukunft in ihrer Heimat verbaut, um die sie mit Engagement gekämpft hat. Aber es hat wohl – mit Desinformationen und anderen unfairen Beeinflussungen – leider eine, in ihrer tonangebenden Mehrheit aus zugezogenen und bisher kaum in die dörfliche Gemeinschaft integrierten Ruheständlern nun auch in Franken für einen „Brexit-Effekt“ gesorgt. Und so wie es aussieht, könnte dieser Effekt auch an anderen Standorten zum Scheitern von touristischen Zukunftsprojekten führen.

Kontakt: Dr. Johannes von Korff und Dieter Popp