Höhere Blütenvielfalt und mehr Strukturreichtum im ländlichen Bereich gefordert

03.03.2020

Insekten in der Stadt erfolgreicher

Ein Forscherteam des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben untersucht, wie erfolgreich Insekten Pflanzen in der Stadt bestäuben.

Foto: Christian Müller

Dabei wurden im Rahmen eines Experiments blütenreiche Flächen in Innenstadtlage wie Parks oder botanische Gärten mit solchen im direkten Umland verschiedener Großstädte verglichen. So wollten die Forscher herausfinden, wie sich ein urbanes Umfeld auf bestäubende Insekten und die Bestäubungsleistung auswirkt. Das Forscherteam nutzte Rotklee-Topfpflanzen als Referenzpflanzen, dokumentierte die Artenvielfalt mithilfe von Insektenfallen und zeichnete alle Insektenbesuche kontinuierlich über den Tag auf. Im Anschluss wurden die Bestäubungsleistung bestimmt, indem die produzierten Samen gezählt wurden.
Das Ergebnis war überraschend: Zwar gibt es auf dem Land insgesamt eine größere Artenvielfalt und Biomasse von Fluginsekten – die Bestäubung ist im urbanen Raum jedoch erfolgreicher. Dies liegt als Ergebnis dieser Untersuchung auch daran, dass in Städten mehr Bienen vorkommen. Vor allem Hummeln spielen bei der Bestäubung eine zentrale Rolle. Bei Dreiviertel der im Experiment beobachteten Insektenbesucher handelte es sich um Hummeln. Die Honigbiene stand mit rund 9 Prozent der Blütenbesuche an zweiter Stelle.
Das Experiment unter der Leitung des iDiv zeigte, dass bestäubende Insekten sehr stark von vielfältigen und blütenreichen Lebensraumstrukturen in Städten profitieren. Sie bieten ihnen Nahrung, Nistmöglichkeiten und Orientierung. Solch insektenfreundliche Bedingungen gibt es auf dem Land häufig nicht mehr. Im Rahmen der Untersuchung wurde jedoch auch vermutet, dass die Anfälligkeit von Bienen und Hummeln für Pestizide ein Grund für die schlechte Bestäubungsleistung darstellt.

Das Ergebnis macht auf besonders anschauliche Weise deutlich, warum es überfällig war, dass sich mittlerweile zahlreiche Initiativen wieder um eine höhere Blütenvielfalt und mehr Strukturreichtum im ländlichen Bereich bemühen. Dies ist letztlich auch immer wieder ein dominierendes Thema bei den vielen Diskussionen, die FUTOUR im Zuge von integrierten ländlichen Entwicklungsprozessen moderiert und dabei praxistaugliche Lösungen mit den lokalen Akteuren umsetzt.

Kontakt: Dieter Popp